Mannheimer Morgen (10.02.2020), Katja Geiler

Museum zieht in Bunker ein

Stadtteil West: Informationsabend zur weiteren Nutzung des Gebäudes / Verein soll gegründet werden Ludwigshafen. Die Zukunft des Hochbunkers im Stadtteil West stößt auf großes Interesse bei den Bürgern - zur Informationsveranstaltung waren etwa 50 Leute gekommen.

Ludwigshafen. Die Zukunft des Hochbunkers im Stadtteil West stößt auf großes Interesse bei den Bürgern - zur Informationsveranstaltung waren etwa 50 Leute gekommen. Das Gebäude verleiht dem Stadtteil aufgrund seiner prägnanten Stelle direkt an einer Kreuzung zweier Hauptverkehrsstraßen und an Bus- und Bahnhaltestellen einen Wiedererkennungswert, er ist zu einem Markenzeichen geworden. Andererseits gehört er zur Gedächtniskultur, die die Geschichte des Stadtteils dokumentiert. Aus diesem Grund soll er nun zu einer musealen Begegnungsstätte umgestaltet werden. Gesucht werden noch Fotos und Gegenstände rund um das Bauwerk.

Denkmal seit Ende der 90er Jahre
Quartiersmanager Martin Armingeon gab einen Rückblick auf die Geschichte des Luftschutzbunkers, der 1941 gebaut wurde. Im Krieg wurde er nicht beschädigt, danach diente er den Bewohnern als Leihbücherei. Bis in die 80er Jahre befand er sich im Besitz des Bundes, danach wurde er der Stadt übergeben und Ende der 90er Jahre unter Denkmalschutz gestellt. Danach gab es Ausstellungen, 2012 war er am Tag des offenen Denkmals für Besucher zugänglich.

Bunker in Ludwigshafen

  • In Ludwigshafen gab es insgesamt 29 Hochbunker für jeweils 200 bis 300 Menschen.
  • Die meisten stehen heute leer oder werden als Lagerräume, von Vereinen oder auch als Kulturzentrum (Oktagon, Rollesstraße) genutzt.
  • Bis 1940 gab es 103 öffentliche Luftschutzräume in Kellern, die aber bei starken Luftangriffen kaum Schutz boten.
  • 1400 Menschen fanden im Pfalzbaubunker Schutz. Er ist 1600 Quadratmeter groß.
  • Die BASF hatte drei öffentliche Bunker für jeweils 1600 Menschen.
  • Es gibt noch zwei weitere Tiefbunker in der Stadt: in der Mundenheimer Straße gegenüber Herz Jesu und beim Stadtpark.

"Das Interesse der Bewohner war schon damals groß - die Idee, ein Museum daraus zu machen, war geboren", so Armingeon. Über Umbaumaßnahmen sei nachgedacht worden, zum Beispiel über einen Außenanstrich - doch da spielte der Denkmalschutz nicht mit. Um das Gebäude auch von innen zum Denkmal zu machen, musste es technisch überprüft werden. "Innen ist der Bunker trocken und staubfrei, die Lüftungsschächte sind vergittert, sodass keine Tiere hineinklettern können. Nur die Fluchtwege entsprechen nicht den heutigen Sicherheitsbedingungen und die Stromleitungen sind noch von 1941", sagte der Quartiersmanager, der auch auf die Finanzierung einging.

Ein Kostenplan werde aufgestellt, die Geldgeber sind der Bund, das Land Rheinland-Pfalz, die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), zehn Prozent der Kosten übernimmt die Stadt. Ein Verein ist gerade in seiner Gründungsphase: der Arbeitskreis Bunkermuseum.

"Das Interesse an den historischen Gebäuden ist groß", sagte Gründungsmitglied Klaus-Jürgen Becker, der regelmäßig Führungen durch die Bunker in Ludwigshafen organisiert.

"Das Erdgeschoss des Bunkers im Stadtteil West ist authentisch erhalten. Die Besucher können sich in die kleinen Zellen stellen und schauen, wie sich die Menschen damals gefühlt haben." Die Geschichte der Bunker sei mit dem damaligen Zeitgeschehen belastet, doch genau deswegen solle man sich damit auseinandersetzen. Becker bedauerte es, dass schon einige der Gebäude in Ludwigshafen abgerissen worden seien. Eventuell soll noch ein Pavillon für Vorträge neben dem zukünftigen Museum entstehen, der Verein plant regelmäßige Führungen.

"Es wäre gut, wenn die Räume so gezeigt werden, wie sie damals genutzt wurden - für die Nachkommen", so die Zeitzeugin Henriette Maurer. Beate Steeg von der Stadtverwaltung sprach sogar von einem "Kleinod", das am Eingang des Stadtteils entstehen könnte.

 

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