Die Rheinpfalz (17.02.2017), Rebekka Sambale, Bild: Kunz

Die Enge erleben

Der Hochbunker in der Valentin-Bauer-Straße soll für Führungen geöffnet werden. Das ist die Idee des Soziale-Stadt-Büros West und des Arbeitskreises Bunkermuseum. Der soll bald zum Verein werden. Bis die Ideen umgesetzt sind, könnte es aber dauern.

"Der Bunker hat für viele Menschen aus dem Stadtteil eine Bedeutung", brachte Martin Armingeon auf den Punkt, was am Mittwochabend nicht zu übersehen war. Das Soziale-Stadt-Büro West und er als Quartiersmanager hatten eingeladen, über die Zukunft des Hochbunkers in der Valentin-Bauer-Straße zu sprechen. Mit rund 40 Gästen war der Bürgertreff voll und die Einladenden davon positiv überrascht. Die Idee: Mit dem Bunker soll Geschichte nicht nur bewahrt, sondern auch zugänglich und erlebbar werden. "Museale Begegnungsstätte" nannte Armingeon das.

Ob alle Stockwerke genutzt werden können, ist wegen des Brandschutzes unklar.

Es soll regelmäßige Bunker-Begehungen geben, zum "Erleben des Dunkeln, des Engen". Ein Teil des Gebäudes könnte als Ausstellungsraum genutzt werden. Auch für das Außengelände soll ein Konzept her. Soweit die Vorschläge. Bis die umgesetzt werden könnte es jedoch noch eine Zeit dauern. Der Hochbunker hat neben Keller und Erdgeschoss vier weitere Stockwerke, wie Armingeon erklärte. Fluchtwege gibt es nur im Erdgeschoss. Um auch die anderen Etagen nutzen zu können, müssten Fluchtwege geschaffen werden. Doch wie viel ein solcher Umbau kosten würde und was bautechnisch machbar ist, sei bislang unklar.

Als kleine Lösung wäre auch denkbar, zunächst nur das Erdgeschoss zu nutzen. Dieses sollte dann original erhalten bleiben und geführten Gruppen authentisches Erleben ermöglichen, sagte Armingeon. Damit diese spüren, wozu der Bunker eigentlich diente: "Möglichst vielen Menschen auf einmal Sicherheit zu bieten. "oft eng aneinander gedrängt."

Laut Armingeon werde sich das Soziale-Stadt-Büro in einem nächsten Schritt mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) absprechen und klären, welche Nutzungsoptionen für den Bunker denkbar sind. Danach sollten konkrete Konzepte und eine Kostenkalkulation entstehen. Fest steht, dass Bund, Land und zusätzlich die Stadt mit zehn Prozent Beteiligung das Projekt finanzieren.

Bei Konzepten und deren Umsetzung mit im Boot ist auch der Arbeitskreis Bunkermuseum e.V. in Gründung." Der etwas umständliche Name verrät, was bald passieren soll: Klaus-Jürgen Becker - stellvertretender Leiter des Stadtarchivs - und seine Mitstreiter im Arbeitskreis Bunkermuseum möchten in wenigen Wochen einen Verein ins Leben rufen. Der soll sich nicht nur um den Bunker in West, sondern um alle Bunker in der Stadt kümmern. Sollte das historische Gebäude in der Valentin-Bauer-Straße tatsächlich als Ausstellungsort genutzt werden, wäre der Verein zukünftig für die Inhalte zuständig, wie auch für die Führungen durch den Bunker. Ein weiteres Museum in städtischer Hand soll es dagegen nicht geben. So habe es die Stadt kommuniziert, sagt Becker. Deshalb würde stattdessen der Verein einspringen.

Dass das historische Interesse groß ist, zeigt sich einerseits an den 15 Menschen, die sich bereits im Arbeitskreis zusammengeschlossen haben. Außerdem gebe es "ein Überangebot an Exponaten", so Becker. Erinnerungsstücke aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs würden regelmäßig ans Stadtmuseum oder Stadtarchiv abgegeben. Auch solche, die in den Bunkern genutzt wurden. Bislang fehlt dafür der passende Ausstellungsraum.

Im Vergleich zu anderen Bunkern in Ludwigshafen sei der im West ideal. Er sei gut erhalten, trocken, relativ unbeschädigt, erklärten Amingeon und Becker. 1941 wurde der massive Bau errichtet. Zunächst war er Eigentum des Bundes, ging in den 80er Jahren an die Stadt über und wurde Ende der 90er unter Denkmalschutz gestellt. In den vergangenen Jahren war er am Tag des offenen Denkmals für Besucher zugänglich.

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