Die Rheinpfalz (17.07.2017), Volker Endres, Bild: Kunz

Überlebenswichtige Räume

Arbeitskreis Bunkermuseum startet seine Arbeit - Alte Bauten sollen teils als Museum genutzt werden - Interviews mit Zeitzeugen.

"Nur dort wo etwas ist, werden auch Fragen gestellt", mahnt Lucia Taglieber, Vorsitzende des Arbeitskreises Bunkermuseum Ludwigshafen. Der im März gegründete Verein setzt sich für den Erhalt der 32 Ludwigshafener Bunker ein. Zur ersten Informationsveranstaltung waren knapp 40 Besucher ins Stadtarchiv gekommen.

"Ohne die Bunker hätten 50 000 Ludwigshafener den Krieg in der Stadt nicht überlebt. Ohne sie hätte es bei den 110 Luftangriffen noch viel mehr als die 1 300 Toten gegeben", ist sich Klaus-Jürgen Becker sicher. "Ab 1944 haben die Leute teilweise sogar im Bunker gelebt, weil die Angriffsdichte so hoch war." Auch der stellvertretende Leiter des Stadtarchivs setzt sich als Geschäftsführer des Vereins deshalb für den Erhalt der mächtigen Bauten ein. Schließlich seien die Weltkriegsrelikte damit ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte.

Noch 32 Luftschutzbunker stehen in Ludwigshafen: vom nördlichsten in der Oppauer August-Bebel-Straße, bis in den Süden am Bahnhof Rheingönnheim - 16 Hoch-, drei Tief-, zwei Werkschutz-, ein Blockhaus- sowie zehn Bahnhofsbunker, zählte Becker in seinen Erläuterungen auf. Auf einige könnte er, wenn auch schweren Herzens verzichten. Der "Würfelbunker" gehört dazu, obwohl er ursprünglich ein Auslöser für sein Engagement war: "In der Zeitung wurde jemand mit den Worten 'Wer vermisst schon einen Bunker?' zitiert. Und dann habe ich diese Frage für mich beantwortet mit: Ich!". Trotzdem sei der Würfelbunker nicht unverzichtbar, wenn er denn der neuen Stadtstraße im Weg steht. "Von dieser Bauart haben wir in Ludwigshafen noch andere stehen." Schließlich sei es ein typischer Bahnbunker, der damals am Hinterausgang des alten Hauptbahnhofes stand.

Der Verein selbst hofft auf die Umsetzung eines Bunkermuseums. "Der Bunker in der Rohrlachstraße im Hemshof würde sich dafür eignen, weil er schön groß ist". Auf den Bunker in der Mundenheimer Straße hat Becker sein Auge hingegen aus einem anderen Grund geworfen: "Der hätte die Dimensionen, die ich mir für unser Stadtarchiv vorstellen könnte." Die Exponate seien an einem sicheren Ort und die Kollegen in Mannheim sind diesen Schritt bereits gegangen und bringen das Gedächtnis der Stadt hinter Bunkerwänden unter. "Hier in der Rottstraße sind wir langsam an unseren räumlichen Grenzen", sagte er.

Bis es soweit ist, will sich der Verein Zeitzeugen annehmen, will sie nach Erinnerungen befragen. Der Verein hat die Interviews mit ihnen bereits im März aufgenommen, berichtete Taglieber. "Wir haben daraus schon eine Hörstation für das Stadtmuseum erstellt." Auch sie träumt langfristig von "ein bis zwei Bunkern, die wir als Museum umfunktionieren können". Das große Interesse bei der Auftaktveranstaltung am Samstag und die Zusammenarbeit mit dem Westwallverein stimmen sie und ihre Mitstreiter optimistisch.

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